4. Preis: Deutscher Bundestag Berlin

Auszug aus dem Juryurteil:

...Mit wenigen Elementen wird die Grundidee nachvollziehbar umgesetzt: drei unterschiedliche Natursteinbänder liegen in einem Pflasterteppich und bilden Pflanzennischen für Gleditschien mit Gräsern. Im Zentrum des Strudels liegt eine "Kunstinstallation", die in der VIsualsierung als Wasserbecken dargestellt ist. So einfach das klingt, so raffiniert ist die Anordnung der Elemente...

Philosophische Einordnung

"Ganzes und Nichtganzes, Zusammengehendes und Auseinanderstrebendes, Einklang und Missklang, aus Allem Eins und aus Einem Alles."

Heraklits Flusslehre steht für die Prozessualität der Welt. Das Sein ist das Werden des Ganzen, nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen. Doch hinter und zugleich in dem unaufhöhrlichen Fluss steht die Einheit: Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit.

Landschaftsarchitektur als künstlerische Interpretation

Die fast "zenartig" abstrahierte Klarheit der Bodenzeichnug entspringt einer "Kunst am Bau Arbeit" mit bereits erwähntem philosopischen Hintergrund. Die zielorientierte Umsetzung durch die Landschaftsarchitektur ermöglicht eine stille, erlebbare und überraschende Dynamik der Aussenraumsituation. Respektvoll und trotzdem poetisch fördert die präsente Bewegung von Material und Form den Dialog zwischen der Bodenzeichnung und der gewünschten Aufenthaltsqualität im Hof. Der Innenhof als identitätsstiftender Ort. "Panta rhei", subtile Inspiraton für Politik in Deutschland und die Gemeinschaft unserer Welt.

Städtebauliche Herleitung

Die Freiraumtypologie des bedeutenden Stadtblocks mit seinen indentitätsstiftenden Innenhöfen wird auch an der Schadowstrasse 4 weitergeführt. Eine auf die wesentlichen Wegbeziehungen sowie Aufenthaltsqualitäten abgestimmte Freiraumzonierung interpretiert den Hof sowohl als attraktiven Aufenthaltsort, wie auch als repräsentatives Gesamtensemble für den Blick aus höher liegenden Stockwerken. Die Zugehörigkeit von Alt- und Neubau wird in einer bewegten Bodenzeichnung miteinander verbunden. Zudem schafft diese in ihren still fliessenden Bewegungen ein sich ergänzendes Gegenüber zur klaren Architektursprache. Die entlang des Gebäudes Dorotheenstrasse 93 gesetzte Mauerkante zoniert den neuen Raum und überwindet die unterschiedlichen Eingangshöhen. Der Geländesprung kaschiert die prägnante Erscheinung der erforderlichen Radständer, ordnet die zugewiesenen PKW - Stellplätze und verleiht der oberen Hofebene die angemessene Proportion.

Kunstraum

Im Ansatz vorhanden und doch nicht abschliessend definiert versteht sich der Innenhof als wandelbarer Kunstraum. Die Flusslehre von Heraklit als Thema lässt mannigfaltigen Spielraum für poetische Interpretationen und kunstvolle Ergänzungen der Aussenanlage zu. Unterstützt und genährt vom Gedankengut des stetigen Wandels.

AuftraggeberBundesamt für Bauwesen und Raumordnung
KunstAtelier für Raumgestaltung, Zürich